Willkommen im August 2025

am 1. August 1945 heirateten meine Eltern

Heute mal etwas ganz Persönliches zu diesem Datum.

In unserer Familie war der erste August ein besonderer Tag.

Heute vor 80 Jahren heirateten unsere Eltern. Das wurde später mehrmals fröhlich und festlich begangen, nicht nur zu den üblichen festgelegten Daten der Silber-,Goldenen- usw Hochzeit.

Ich hab mit den Jahren mehr und mehr verstanden und gewürdigt, mit welcher Entschlossenheit Mutter und Vater kurz nach Kriegsende zusammen für ein besseres Leben wirken wollten, für ein friedliches und glückliches Miteinander mit ihren Kindern, aber nicht nur für das familiäre, sondern vorrangig für das aller im Land und so weit wie sie es beeinflussen konnten in der Welt.

Alles setzten sie dafür ein, zuerst bei den Belziger Großeltern ( Vaters Eltern) und zweien von Mutters Geschwistern. Ihre Eltern waren 1943 nach wiederholter Bombardierung der Wohnung in Ludwigshafen umgekommen. Als ältestes von 5 Kindern fühlte sich meine Mutter für die verwaisten Geschwister verantwortlich und die beiden Jüngsten wagten dann auch, ebenfalls in Belzig, einen Neuanfang.

Die beiden älteren waren schon verwurzelt in Frankfurt am Main und in Ludwigshafen durch Ausbildung und Studium.

Ich möchte aber hier vor allem die genannte Hochzeit zum Anlass nehmen, von der Wirkung von Fotografien auf mich zu erzählen. 

meine Eltern 1943

Da gibt es ein erstes inniges Foto von 1943, meine Eltern im Zug, sie hatten gerade von seinen Eltern die Zusage erhalten, dort ein Zuhause zu finden, auch für Mutters Geschwister.                 Und dann die Hochzeitsbilder …Mutter in dem wunderschönen Kleid, das wir später auch heimlich anprobierten, meine Schwester und ich. Die schwarze, schwere kühlende knisternde Seide kann ich noch spüren, wenn ich das Foto betrachte.

1.August 1945
Hochzeitskleid meiner Mutter

Aber vor allem eine Fotografie hat mich als Kind sehr beschäftigt:  Die Hochzeit war überschattet von der Beerdigung einer Verwandten meines Vaters. Von der gibt es ein Foto als aufgewecktes Schulmädchen, das ich oft lange anschaute, denn es erschien mir darauf gleichaltrig. Gisela lacht mich auf dem Foto an. Dieses Mädchen ist als junge Frau in Treuenbrietzen bei Aufräumungsarbeiten in einer Munitionsfabrik ums Leben gekommen. Die Beerdigung war am 1. August, an dem Tag, an dem meine Eltern heirateten.

Gisela, eine Verwandte
das ist von meinem Vater auf der Rückseite des Bildes vermerkt.

Als ich 1956 in die Schule kam, wusste ich wenig von all den Kriegsverbrechen, den Millionen Toten…nicht viel mehr als dass ich wegen dem Krieg nur eine Oma und einen Opa hatte, dass die Tanten und Onkel meine Mutter liebevoll „ihre Alte“ nannten und als ihren Halt betrachteten. Doch auf alle Fragen, bekamen wir ausgiebige Antworten.

Und die Abscheu vor Kriegen mit all seinem verursachten Leid und dass es darauf ankommt, neue zu verhindern, das war tief eingepflanzt, auch durch Familienfotos wie dieses und ihre ausgesandten Signale. Emotionen, geweckt durch nur ein Foto, können prägend sein für eine Haltung, festigend  für’s Leben.

Aber, wenn ich in meinen Negativen nach „Schätzen“ suche, um frühere Bildmomente ans Licht zu holen, um  sie mit euch und anderen teilen zu können, bedaure ich nun oft, dass ich zu wenig an Informationen abgespeichert habe. Das möchte ich euch heute mit auf den Weg geben, auch aus der Erfahrung, dass ich es leider nur ungenügend beachtet habe: jede zeitnahe Notiz ist hilfreich. 

Und es gehört meistens eine Textzuordnung zum Bild, damit es seine  ganze Kraft entfalten kann.

Habt weiter Freude wie ich an den Bildern in den Alben der Fotogalerie, eure Gabriele